Das Porträt am Tisch
Stell dir vor, du sollst für ein Porträt posieren. Oft findet das Shooting im Studio statt, und du stehst alleine mitten im Raum, die Kamera auf dich gerichtet. Für viele Menschen ist das eine unangenehme Situation. Man fühlt sich exponiert, beobachtet, fast schon ein bisschen verletzlich. Der Körper wirkt steif, die Hände wissen nicht wohin.
Genau hier kommt der Tisch ins Spiel. Er ist mehr als nur ein Möbelstück. Er wird zu einem Ankerpunkt, der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Indem man sich an ihn lehnt oder die Hände auf der Tischplatte ablegt, entsteht eine natürliche Barriere zwischen der Person und dem Fotografen. Diese subtile Distanz kann Wunder wirken und dazu beitragen, dass sich die Person vor der Kamera entspannt und wohler fühlt.
Der Tisch bietet aber noch mehr Vorteile. Er gibt den Händen eine natürliche Beschäftigung. Man kann sich abstützen, mit den Fingern auf der Tischplatte trommeln oder einen Gegenstand in die Hand nehmen. Dadurch wirkt die Pose automatisch natürlicher und ungezwungener.
Obendrein strahlt ein Tisch eine gewisse Ruhe und Vertrautheit aus. Wir alle kennen die Situation, an einem Tisch zu sitzen – sei es beim Essen, Arbeiten oder im Gespräch mit Freunden. Diese Assoziation überträgt sich auch auf das Foto und lässt die Person nahbarer und authentischer wirken.
Kurz gesagt: Der Tisch ist ein einfaches, aber effektives Mittel, um bei Porträts eine entspannte und natürliche Atmosphäre zu schaffen. Er gibt Halt, beruhigt die Nerven und hilft dabei, authentische und ausdrucksstarke Bilder zu kreieren. Egal ob formell oder informell, der Tisch ist für mich ein unverzichtbares Element in der Porträtfotografie.
Im letzten Jahr habe ich drei Studenten der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt (HfMDK) am Tisch sitzend fotografiert.